Unser Körper hat ein ausgefeiltes Immunsystem, es findet Krankheitskeime und Fremdkörper - und es erkennt alle Implantate als Fremdkörper!
Die erste Abwehrreaktion ist i.d.R. eine Verkapselung des Fremdkörpers. Wir nennen das Osseointegration.
Sehr häufig tritt dann eine lange Pause im Abstoßungsprozess ein, sie kann Jahrzehnte dauern oder lebenslang. Früher nannte man das bisweilen eine "Implantateinheilung".
Heute geht die Wissenschaft überwiegend davon aus, dass die ablaufende Biochemie zur Abwehr gehört, nicht zur Heilung.
Trotzdem funktioniert Implantologie und kann für Jahrzehnte die Lebensqualität erheblich verbessern.
Bisweilen aber entsteht - insbesondere bei Patienten mit erblicher
Veranlagung zur Parodontitis - eine Entzündung und ein Rückgang des Knochens
am Implantat, die Periimplantitis.
Ursache kann eine zu hohe
Belastung des Implantats sein, manchmal liegt ein Pflegeproblem vor,
eventuell kombiniert mit Stoffwechselerkrankungen.
Wenn diese Ursache beseitigt oder gemildert wird, besteht in der Regel eine gute Chance, den Knochenrückgang in kleinerem Umfang wieder rückgängig zu machen, indem neuer Knochen aufgebaut wird und eine bestehende Weichgewebereizung durch Politur des frei gestellten Implantat-Anteils beruhigt wird.
Wenn eine Periimplantitis auftritt, geht also etwas schief, ja. Die Ursache aber liegt im Immunsystem, in einer ggf. nicht ausreichenden örtlichen Hygiene, in Kompromissen, die in der Materialwahl gemacht werden mussten, oft aus Stabilitäts- oder Preisgründen.
Grundsätzlich liegt sie aber als normales Risiko einer Implantat-Behandlung in der Natur der Sache.
Das bedeutet nicht, dass man nicht vorbeugen sollte, im Gegenteil!
Etwas mehr Investition in eine gesunde Ernährung, eine sehr gute Pflege und evtl. verträglichere Materialien und mehr Zeit können die Risiken absenken. Abschalten kann man sie nicht.
Das wird sehr oft verwechselt.
Eine Infektion ist der Befall eines Lebewesens durch andere Kleinlebewesen (Bakterien, Pilze), Viren oder Prione.
Eine Entzündung ist die Reaktion eines Lebewesens auf
und besonders gekennzeichnet durch verstärkte Durchblutung, Ausschüttung von bestimmten Stoffen und Gewebeauflockerung.
Deswegen wird eine entzündete Stelle warm, rot, dick und ggf. eitrig, i.d.R. schmerzt sie auch. Sie wird stärker durchblutet, das Gewebe wird durch mehr Flüssigkeit aufgebläht und Abwehrzellen ("Eiterzellen") sind eingewandert und kämpfen gegen Eindringlinge.
Während Antibiotika Krankheitserreger bekämpfen, die empfindlich gegen diese chemischen Stoffe sind, bewirken Entzündungshemmer wie Ibuprofen oder Cortison eine Dämpfung der Entzündungsreaktion.
Eine Entzündung aber ist bei einer Verletzung wichtig für die Heilung!
Schmerzmittel sollten daher nur bei vorliegenden Schmerzen eingenommen werden, Cortison und ähnlich wirkende Stoffe haben dann ihren Platz, wenn der Schaden durch eine Entzündungsreaktion größer ist als ihr Nutzen (z.B. bei rheumatischen Erkrankungen).
Im Falle der Parodontitis ist das einfachste, preiswerteste und wirksamste Mittel schnell greifbar:
Eine sehr gute Zahnpflege und Mundhygiene kann hier sehr viel bewirken und hat keine schädlichen Nebenwirkungen.
Die Parodontitis ("Parodontose") ist eine Entzündung des Zahnhalteapparats.
Sie wird heute überwiegend als teilweise genetisch mit verursacht betrachtet. Es scheint eine zu starke Abwehrreaktion auf Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte zu bestehen, die zur Zerstörung des Zahnhalteapparats und des Kieferknochens durch die Körperabwehr selbst führt.
Etwas Ähnliches kann auch an Implantaten passieren, die Periimplantitis.
Die genetische Vorbelastung ist aus der Krankheitsgeschichte häufig schon zu
erkennen.
Sollte deswegen bei Parodontitis - Patienten nicht implantiert werden?
Wir meinen: GERADE Parodontitis - Patienten benötigen häufiger zusätzliche Pfeiler für Zahnersatz in Form von Implantaten, denn die eigenen Zähne sind bisweilen nicht mehr tragfähig genug oder sind bereits alle verloren gegangen.
Eine Implantation in einen Mund mit “blühender” Parodontitis sollte unseres Erachtens nach unterbleiben.
Zunächst muss die Parodontitis behandelt werden. Wichtig ist dann, dass
Ursachen und Auswirkung der Parodontitis bekannt sind und Hygieneprobleme
frühzeitig erkannt und beseitigt werden.
Die Therapie zielt dann häufig darauf ab, den langfristigen Zahnersatz pflegeleicht zu gestalten und aus Materialien herzustellen, die als besonders biologisch verträglich gelten: Keramik und PEEK (PolyEtherEtherKeton).
Auch die Nachsorge und regelmäßige professionelle Kontrolle sind überragend wichtig.
Daher bieten wir unseren Patienten gern eine regelmäßige Prophylaxe an und
empfehlen überwiesene Patienten, das Prophylaxe - Angebot der Hauszahnarztpraxis
wahrzunehmen.
Es gibt wissenschaftliche Studien, die keine Unterschiede feststellen, andere sagen deutlich aus, dass bei Titanimplantaten mit steigender individueller Entzündungsneigung die Entzündungshäufigkeit erhöht ist, während das bei Keramikimplantaten nicht so zu sein scheint.
Aus unserer klinischen Erfahrung können wir berichten, dass wir Periimplantitis an Metallimplantaten regelmäßig behandeln, an Keramikimplantaten noch nie.
Dieser Eindruck kann dadurch verfälscht sein, dass bisher viel weniger Kermikimplantate gesetzt wurden. Denn sie haben ihre eigenen, oft mechanischen Probleme und Schwächen.
Die Entscheidung, ob Titan oder Keramik gewählt wird, hängt daher von mehreren Faktoren ab:
Nichts ist für ewig, wir leben ja auch nicht für immer in dieser Welt.
Eine gute Ernährung, eine generell hohe Gesundheit und eine sehr gute Pflege geben Implantaten oft gute Zukunftschancen.